Armstrong Lebenslang Gesperrt
Armstrong war einmal eine globale Marke, er faszinierte die Sportwelt, weil er lieferte, was von einem Helden erwartet wird: immer wieder aufstehen, wenn du am Boden liegst. Armstrong lag fter am Boden. Ein ihn prgelnder Stiefvater in der Jugend, dann der Hodenkrebs, die Rckkehr aufs Rennrad, die Dominanz im Feld. Schon frhe Vorwrfe, nicht nur eiserner Wille, sondern vor allem leistungssteigernde Medikamente htten ihn derart beflgelt, beantwortete er mittels einer Armada von Juristen, die ihn gegen solche Behauptungen ruppig verteidigte. Wann immer es zu einem Prozess kommen sollte, zog es Armstrong dann doch lieber vor zu schweigen.
Der 40-Jhrige hlt die US-amerikanische Anti-Doping-Agentur Usada fr nicht zustndig. Das sieht ein ordentliches Gericht in Texas aber anders. Armstrong hatte die Wahl: Verhandlung vor einem Schiedsgericht oder in Kauf nehmen, dass er Titel und Heldenstatus verliert. Er entschied sich nicht ganz so berraschend fr die zweite Variante. Sie beschert ihm zwar eine mediale Verurteilung, er behlt aber weiter die Zgel in der Hand und kann von irgendwelchen Verschwrungen schwadronieren. Die Usada hat schnell Ernst gemacht. Armstrong ist gestern von dem Verband lebenslang gesperrt worden. Alle Ergebnisse seit dem 1. August 1998 sollen gestrichen werden. Allerdings kann nur der Radsport-Weltverband UCI dem Amerikaner die Titel aberkennen.
In der Radsport- und der Anti-Doping-Szene rief das Urteil unterschiedliche Reaktionen hervor. Der Chef der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada), Jahn Fahey, nannte Armstrong einen "Dopingbetrger". Dessen Erfolge seien nichts mehr wert, betonte Fahey und verlangte weitere Schritte. "Wenn die Beweise auf einer Karriere grnden, die sieben Tour-de-France-Siege beinhaltet, wird all dies ausgelscht." Ganz so einfach geht es nicht mit der vermeintlichen Gerechtigkeit. "Ich bin erstaunt darber, dass in dem Fall Armstrong nicht errtert wird, dass es eigentlich nach Wada-Code eine achtjhrige Verjhrungsfrist gibt", sagte der Heidelberger Rechtsanwalt und Sportrechtsexperte Michael Lehner. Demnach wren alle mglichen Dopingvergehen vor 2004 verjhrt, Armstrong wrde also nur zwei seiner Titel verlieren.
Lance Armstrong gab seiner Sportart viel. Doch er strzte sie auch ins Verderben und raubte ihr die wirtschaftliche Basis. Nicht er allein. Aber wie kaum ein anderer wird er mit den dunklen Seiten einer faszinierenden Sportart in Verbindung bleiben. Armstrong hat lngst fr sich eine eigene Wahrheit gefunden. "Ich wei, wer siebenmal die Tour gewonnen hat, meine Teamkollegen und alle, gegen die ich gefahren bin, wissen, wer die Tour siebenmal gewonnen hat", sagt der Texaner. "Es gab keine Abkrzungen, es gab keine speziellen Behandlungen. Dieselben Strecken, dieselben Regeln." Das Verfahren habe einen "zu hohen Preis" von ihm und seiner Familie gefordert. Wenn er eine Mglichkeit gesehen htte, sagte er, in einer fairen Umgebung die Vorwrfe widerlegen zu knnen, htte er die Chance wahrgenommen: "Aber ich weigere mich, in einem einseitigen und unfairen Prozess mitzumachen."
Er war einmal ein Held. Diesen Status hat er lngst verloren